schmerzensgeld auge blind

Schmerzensgeld Auge blind

Das Wichtigste im Überblick

  • Erblindung eines Auges berechtigt zu erheblichem Schmerzensgeld – Die Beeinträchtigung der Lebensqualität wird durch Geldentschädigung ausgeglichen
  • Schmerzensgeld variiert je nach Umständen – Alter, Beruf und Verschuldensgrad beeinflussen die Höhe maßgeblich
  • Neben Schmerzensgeld bestehen weitere Ansprüche – Verdienstausfall, Haushaltsführungsschaden und Anpassungsmaßnahmen können zusätzlich geltend gemacht werden

Die rechtliche Bedeutung der Augenverletzung

Der Verlust der Sehkraft auf einem Auge stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar, der das Leben der Betroffenen grundlegend verändert. Die Einschränkung des Sehvermögens beeinträchtigt nicht nur die alltäglichen Aktivitäten, sondern kann auch erhebliche berufliche und persönliche Auswirkungen haben.

Das deutsche Schadensersatzrecht erkennt diese weitreichenden Folgen an und gewährt Betroffenen verschiedene Entschädigungsansprüche. Das Schmerzensgeld bei Erblindung eines Auges dient dabei als zentrale Kompensation für die erlittenen immateriellen Schäden, die nicht unmittelbar in Geld messbar sind.

Die Höhe des Schmerzensgeldes bei Augenverlust richtet sich nach verschiedenen Faktoren, die eine individuelle Betrachtung jedes Einzelfalls erforderlich machen. Dabei spielen sowohl objektive medizinische Aspekte als auch subjektive Lebensumstände eine entscheidende Rolle bei der Bemessung der angemessenen Entschädigung.

Rechtliche Grundlagen für Schmerzensgeldansprüche

Gesetzliche Basis im BGB

Der Anspruch auf Schmerzensgeld bei Erblindung eines Auges ergibt sich primär aus § 253 BGB. Diese Vorschrift regelt die Entschädigung für immaterielle Schäden bei Verletzung der Gesundheit und bestimmt, dass wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld gefordert werden kann.

Die Grundlage bildet zunächst der Schadensersatzanspruch nach § 823 Abs. 1 BGB, der bei vorsätzlicher oder fahrlässiger Verletzung von Leben, Körper oder Gesundheit eingreift. Bei Augenverletzungen ist regelmäßig das Rechtsgut der körperlichen Unversehrtheit betroffen. 

Verschuldensunabhängige Ansprüche

In bestimmten Konstellationen können auch verschuldensunabhängige Ansprüche entstehen. Nach § 7 StVG haftet der Halter eines Kraftfahrzeugs bei Unfällen auch ohne Verschulden. Diese Gefährdungshaftung ist besonders relevant, da Verkehrsunfälle eine häufige Ursache für schwere Augenverletzungen darstellen.

Bei Behandlungsfehlern greifen die Regelungen des Arzthaftungsrechts, wobei die Beweislastverteilung zugunsten des Patienten modifiziert sein kann.

Bemessung des Schmerzensgeldes bei Augenverlust

Funktionen des Schmerzensgeldes

Das Schmerzensgeld bei der Erblindung eines Auges erfüllt mehrere Funktionen. Primär dient es der Ausgleichsfunktion – es soll die erlittenen immateriellen Beeinträchtigungen soweit wie möglich kompensieren. Daneben hat es eine Genugtuungsfunktion, die dem Geschädigten für das erlittene Unrecht eine gewisse Befriedigung verschaffen soll.

Die Bemessung orientiert sich am Grundsatz der Totalreparation, wonach der Geschädigte so gestellt werden soll, wie er ohne das schädigende Ereignis stünde. Da immaterielle Schäden nicht vollständig ausgleichbar sind, kann das Schmerzensgeld nur eine angemessene Kompensation darstellen.

Bewertungskriterien für Augenverletzungen

Bei der Bemessung des Schmerzensgeldes für die Erblindung eines Auges berücksichtigen die Gerichte verschiedene Faktoren:

Schwere der Beeinträchtigung: Der vollständige Verlust der Sehkraft auf einem Auge stellt eine erhebliche Funktionsbeeinträchtigung dar. Die verbleibende Sehfähigkeit des anderen Auges mindert zwar die Gesamtbeeinträchtigung, kann aber den Verlust des räumlichen Sehens und des vollständigen Gesichtsfelds nicht vollständig kompensieren.

Alter des Geschädigten: Jüngere Menschen müssen länger mit der Beeinträchtigung leben, was sich in der Regel in einer höheren Schmerzensgeldsumme niederschlägt. Die verbleibende Lebenserwartung wird als wesentlicher Faktor berücksichtigt.

Berufliche Auswirkungen: Besonders gravierend sind die Folgen für Personen, deren Beruf eine gute Sehfähigkeit erfordert. Kraftfahrer, Piloten oder Personen in handwerklichen Berufen können oft ihren Beruf nicht mehr ausüben oder sind erheblich eingeschränkt.

Verschuldensgrad: Ein besonders schweres Verschulden des Schädigers kann sich steigernd auf das Schmerzensgeld auswirken. Vorsätzliche Verletzungen oder grobe Fahrlässigkeit werden bei der Bemessung berücksichtigt.

Schmerzensgeldtabellen als Orientierung

Schmerzensgeldtabellen bieten eine wichtige Orientierungshilfe bei der Bemessung. Sie sammeln Gerichtsentscheidungen zu vergleichbaren Fällen und ermöglichen eine Einschätzung der zu erwartenden Schmerzensgeldhöhe.

Praktische Tipps für Betroffene

Sofortmaßnahmen nach der Verletzung

Nach einer schweren Augenverletzung sind verschiedene Schritte zu beachten, um spätere Ansprüche nicht zu gefährden:

Medizinische Versorgung: Die umgehende und bestmögliche medizinische Behandlung hat absolute Priorität. Alle Behandlungsschritte sollten sorgfältig dokumentiert werden.

Dokumentation des Unfallhergangs: Der Unfallhergang sollte detailliert dokumentiert werden, solange die Erinnerung noch frisch ist. Fotos vom Unfallort, von Fahrzeugschäden oder anderen relevanten Umständen können später wichtige Beweismittel sein.

Zeugen benennen: Kontaktdaten von Unfallzeugen sollten gesichert werden. Zeugenaussagen können für die Haftungsklärung entscheidend sein.

Polizei informieren: Bei Verkehrsunfällen oder Straftaten sollte die Polizei informiert werden. Das Aktenzeichen des Ermittlungsverfahrens ist für spätere zivilrechtliche Verfahren relevant.

Beweissicherung und Dokumentation

Eine systematische Dokumentation aller unfallbedingten Folgen ist für die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen unerlässlich:

Medizinische Unterlagen: Alle Arztbriefe, Befunde, Röntgenbilder und Gutachten sollten sorgfältig gesammelt werden. Eine chronologische Ordnung erleichtert die spätere Auswertung.

Kostenbelege: Sämtliche durch die Verletzung verursachten Kosten sind zu belegen. Dazu gehören nicht nur Behandlungskosten, sondern auch Fahrtkosten, Zuzahlungen und Kosten für Hilfsmittel.

Einkommensnachweis: Bei Verdienstausfällen sind Lohnabrechnungen, Steuerbescheide oder Gewinn- und Verlustrechnungen von Selbstständigen erforderlich.

Schmerztagebuch: Ein Schmerztagebuch kann die subjektiven Beeinträchtigungen dokumentieren und bei der Schmerzensgeldberbemssung hilfreich sein.

Kommunikation mit Versicherungen

Der Umgang mit Versicherungen erfordert besondere Vorsicht:

Keine voreiligen Erklärungen: Schriftliche Erklärungen zum Unfallhergang oder zur Schadenshöhe sollten ohne anwaltliche Beratung nicht abgegeben werden.

Bearbeitungsfristen beachten: Versicherungen sind zur zügigen Bearbeitung verpflichtet. Bei Verzögerungen sollten schriftliche Nachfragen erfolgen.

Abschlagszahlungen: Bei längeren Verfahren können Abschlagszahlungen beantragt werden, um die finanzielle Situation zu stabilisieren.

Gerade bei schwerwiegenden Verletzungen wie der Erblindung eines Auges ist eine qualifizierte rechtliche Beratung unerlässlich, um alle Ansprüche vollständig durchzusetzen.

Checkliste für Betroffene

Sofortmaßnahmen

  • Umgehende augenärztliche Behandlung
  • Unfallhergang dokumentieren (schriftlich, Fotos)
  • Zeugen benennen und Kontaktdaten sichern
  • Polizei informieren (bei Verkehrsunfällen/Straftaten)
  • Versicherung des Verursachers melden

Dokumentation und Beweissicherung

  • Alle medizinischen Unterlagen sammeln
  • Kostenbelege systematisch archivieren
  • Schmerztagebuch führen
  • Einkommensnachweise sichern
  • Berufliche Auswirkungen dokumentieren

Anspruchsdurchsetzung

  • Rechtsanwaltliche Beratung einholen
  • Sachverständigengutachten beauftragen
  • Schmerzensgeld und weitere Schäden beziffern
  • Verjährungsfristen beachten
  • Prozessfinanzierung klären

Langfristige Aspekte

  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen
  • Berufliche Rehabilitation prüfen
  • Technische Hilfsmittel beschaffen
  • Psychologische Betreuung bei Bedarf

Ihre Rechte nach Augenverletzungen

Die Erblindung eines Auges stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die Lebensführung dar, der umfassende rechtliche Ansprüche begründet. Das Schmerzensgeld bildet dabei nur einen Baustein der möglichen Entschädigung. Daneben können Verdienstausfälle, Behandlungskosten, Haushaltsführungsschäden und die Kosten für notwendige Anpassungsmaßnahmen geltend gemacht werden.

Die Höhe des Schmerzensgeldes bei Augenverlust variiert erheblich je nach den individuellen Umständen. Während jüngere Betroffene tendenziell höhere Summen erhalten, spielen auch berufliche Auswirkungen und der Verschuldensgrad eine wichtige Rolle. Eine sorgfältige Dokumentation aller Folgeschäden und eine qualifizierte rechtliche Beratung sind entscheidend für die erfolgreiche Durchsetzung der Ansprüche.

Die Komplexität der rechtlichen Bewertung und die Vielzahl der zu berücksichtigenden Faktoren machen eine individuelle Prüfung jedes Einzelfalls erforderlich. Nur so können alle berechtigten Ansprüche identifiziert und vollständig durchgesetzt werden.

Wenn Sie von einer Augenverletzung betroffen sind, sollten Sie nicht zögern, qualifizierten rechtlichen Rat einzuholen. Ich verfüge über umfassende Erfahrung im Personenschadensrecht und stehe Ihnen bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche zur Seite.


Häufig gestellte Fragen

Das Schmerzensgeld variiert je nach Alter, beruflichen Auswirkungen und Verschuldensgrad. Jüngere Betroffene erhalten tendenziell höhere Summen, da sie länger mit der Beeinträchtigung leben müssen. Gerne berate ich Sie diesbezüglich im Detail.

Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre ab Kenntnis des Schadens und der Person des Schädigers. Bei Behandlungsfehlern beginnt die Frist oft erst mit Aufklärung über den Fehler zu laufen.

Ja, auch bei Erblindung nur eines Auges besteht Anspruch auf Schmerzensgeld. Die Funktionsfähigkeit des anderen Auges mindert zwar die Beeinträchtigung, schließt aber den Anspruch nicht aus.

Zusätzlich zum Schmerzensgeld können Sie Behandlungskosten, Verdienstausfall, Haushaltsführungsschaden, Kosten für Sehhilfen und notwendige Umbauten sowie eventuelle Erwerbsminderungsschäden geltend machen.

Das hängt von Ihrem konkreten Versicherungsvertrag ab. Viele Rechtsschutzversicherungen decken das Schadenersatzrecht ab, es gibt aber oft Wartezeiten und Ausschlüsse zu beachten.

Die Dauer variiert stark je nach Komplexität des Falls. Außergerichtliche Einigungen können binnen weniger Monate erreicht werden, Gerichtsverfahren dauern oft ein bis drei Jahre.

Ja, Sie können bereits Abschlagszahlungen auf das zu erwartende Schmerzensgeld verlangen. Die endgültige Abrechnung erfolgt erst nach Behandlungsabschluss.

Lassen Sie sich sofort medizinisch behandeln, dokumentieren Sie den Unfallhergang, sichern Sie Zeugenaussagen und informieren Sie die Polizei. Geben Sie gegenüber der gegnerischen Versicherung keine Schulderklärungen ab.

Ja, das Alter ist ein wichtiger Faktor. Jüngere Menschen erhalten tendenziell höhere Schmerzensgeldsummen, da sie länger mit der Beeinträchtigung leben müssen. Auch die beruflichen Auswirkungen werden altersabhängig bewertet.

Ja, psychische Beeinträchtigungen wie Depressionen oder Angstzustände infolge der Augenverletzung können das Schmerzensgeld erheblich erhöhen. Eine entsprechende psychologische Behandlung sollte dokumentiert werden.

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